Laut Jury wurden mit diesem Vorhaben entscheidende Impulse gesetzt. Zum einen wird Wohnraum marktgerecht erhalten und zum anderen die Wohnqualität maßgeblich entwickelt. Die WG „Sachsenring“ eG ist eine von insgesamt drei Preisträgern. „Die Gewinner erhalten neben der VSWG-Award-Trophäe einen Videoclip über ihr Projekt, der im Vorfeld professionell erstellt und am Tag der Preisverleihung erstmals öffentlich gezeigt wird. Im Anschluss wird der Kurzfilm dem Ausgezeichneten zur freien Nutzung überlassen und darüber hinaus in den YouTube-Kanal des VSWG eingestellt“, so Michael Wied.
Der Umgang mit dem demografischen Wandel ist und bleibt der Hauptschwerpunkt in der Wohnungswirtschaft. Die WG „Sachsenring“ eG hat sich mit diesem Aspekt fundiert auseinandergesetzt und hierzu nach Lösungskonzepten gesucht. Michael Wied: „Im Mittelpunkt stand die Idee, den Wohnkomfort für alle Mieter gleichermaßen nachhaltig abzusichern. Mit der Umsetzung des Anbaus von 65 Aufzügen an sämtliche Plattenbau-Wohngebäude des Typs IW 73 haben wir uns der wohl ehrgeizigsten und umfangreichsten Baumaßnahme der letzten Jahre verschrieben.“
Jana Harnisch vom Vorstand der WGS ergänzt: „Viele ältere Mieter identifizieren sich auf eine ganz besondere Weise mit ihrem Wohnumfeld und wünschen sich bis ins hohe Alter, selbstständig ihr Leben in der gewohnten Umgebung zu gestalten. Aber auch für jüngere Altersgruppen, für Familien mit Kindern, stellen die Aufzugsanlagen eine willkommene Bereicherung dar und erhöhen den Wohnkomfort.“
Im November 2014 lag die Ausführungsplanung für die ersten zwei Aufzugsanlagen als Pilotprojekt (Aufzugstürme in geschlossener Beton- und Fertigteilbauweise) vor. Inbetriebnahme erfolgte nach rund neunmonatiger Bauzeit im Herbst 2015. 2016 folgten 13 Aufzugsanlagen, 2017 und 2018 kamen jeweils 14 weitere. In diesem Jahr wurden insgesamt elf Aufzugsanlagen angebaut. Die letzten elf Aufzüge werden voraussichtlich im dritten Quartal 2020 planmäßig in Betrieb gehen.
Die Aufzüge besitzen vier Haltestellen, welche die Treppenpodeste zwischen den Wohngeschossen erschließen. Somit wird der Zugang jeder Wohnung über eine „halbe“ Treppe mit maximal acht Stufen ermöglicht. In den Erdge schossen entstand beziehungsweise entsteht ein komplett neuer, lichtdurchfluteter Eingangsbereich mit moderner Farbgestaltung, neuen Klingeltableaus sowie einer neuen Briefkastenanlage.
„Vor Beginn der Anbauten konnten die oberen Etagen nur schwer in die Vermietung gebracht werden“, erläutert Jana Harnisch. „Das änderte sich schlagartig mit der Fertigstellung der Baumaßnahme an einem Wohnblock.“
Um die Kosten nicht unnötig zu erhöhen sowie die Betriebskosten nach Inbetriebnahme überschaubar zu halten, wurden schon in der Vorplanung Überlegungen einer nachhaltigen Bauweise getroffen. Michael Wied: „Die einfachste Variante, ein Gebäude mit einem Fahrstuhl zu versehen, ist ein Außenaufzug. Der Aufzugsschacht wird an der Fassade des Gebäudes errichtet und direkt an das Haus angeschlossen. Mithilfe von Wanddurchbrüchen lassen sich die Haltestellen errichten. Da an der Außenseite des Hauses meist mehr Platz als im Inneren vorhanden ist, können Kabinengröße und Nutzlast des Aufzugs sehr variabel gestaltet werden. Wir entschieden uns für 6er-Kabinen mit rund 450 Kilogramm Traglast. Auch wurde auf aufwendige Lichtilluminationen oder Aufzugsschächte mit Fenstern verzichtet.“
Damit entfallen unnötige Kosten für komplizierte Instandsetzungen und zusätzliche Putzkosten. Höhenunterschiede in den Außenbereichen wurden/ werden in Form von Gabionen abgefangen, welche wesentlich seltener von Vandalismusschäden betroffen sind. Insgesamt investiert die WG „Sachsenring“ eG in das gesamte Projekt bis zur Fertigstellung im Jahr 2020 ungefähr zehn Millionen Euro.